Die Stadtratssitzung am 30. Mai 2018 war die letzte für den scheidenden parteilosen Suhler Oberbürgermeister Dr. Jens Triebel. In würdiger Form verabschiedeten sich die Fraktionen und auch viele Bürger waren gekommen. Im Gegensatz zu den meisten sonstigen Sitzungen war die Rathaus-Empore voll besetzt. Nachfolgend die Rede der Freien Wähler Fraktion, die Vorsitzende Ingrid Ehrhardt hielt:
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont, sagte Konrad Adenauer, CDU. Wahrscheinlich zielte er nicht auf die Kommunalpolitik, aber auf unseren Stadtrat passt's! Wir Freien Wähler als bunter Verein bekennen – wir haben einen ähnlichen Horizont wie der scheidende, parteilose Oberbürgermeister.
Sehr geehrter Dr. Triebel, wir möchten diese Stadtratssitzung, in der Sie zum letzten Mal das Amt des Suhler OB wahrnehmen, nutzen, Ihnen, auch im Namen vieler Suhler Bürger, Dank zu sagen für Ihr Engagement und ihre Leistungen in den zurückliegenden 12 Jahren. Als Sie 2006 antraten, standen Sie und der Stadtrat vor einem Berg riesiger Probleme. Als parteiloser Oberbürgermeister ist es Ihnen gelungen, eine Kultur der Toleranz und der Zusammenarbeit in den Stadtrat zu bringen, das Bewusstsein zu schärfen, dass es um das Wohl der Stadt und ihrer Bürger geht. Als Mann der Praxis, der zugegebenermaßen lieber mit der Wahrheit operierte als mit diplomatischer Taktik oder unerfüllbaren Versprechungen, haben Sie die Dinge handfest angepackt. Sie haben immer das Gespräch mit den Fraktionen, den Unternehmen und Gesellschaften, den Bürgern, den Nachbarkommunen und den Regierenden in Erfurt gesucht und sich bemüht, mit Argumenten zu überzeugen. So ist es gelungen, das für Suhl überlebenswichtige ISEK auf den Weg zu bringen oder die GeWo vor der Zerschlagung zu retten. Schauen wir heute bewusst in unsere Stadt, sehen wir all die positiven Veränderungen und nehmen sie als selbstverständlich hin. Doch vergessen wir nicht:
In Ihrer Amtszeit wurde z.B. der Streit um das Suhler Schulnetz beigelegt, die Jenaplan-Schule erhielt endlich ein bleibendes saniertes Domizil. Das Heinrichser Rathaus öffnete als Volkshochschule. Ein neuer Kindergarten nach ökologischen Prinzipien wurde in Stadtmitte gebaut. Und wären die Horizonte der Fraktionen mit dem der CDU nicht so weit auseinander, auch das Haus Philharmonie könnte heute schon als besucherfreundliches Stadtarchiv und Magazin des Waffenmuseums funktionieren. Viele Projekte sind derzeit in Arbeit. Heute bringen wir wieder wichtige auf den Weg: den Aue-Sportpark, die Rettungswache, das Förderzentrum in der Aue, die ersten Maßnahmen des heiß diskutierten Verkehrskonzeptes. Stillstand in Suhl wie ihn die CDU im Wahlkampf getönt hat? Wir sehen ihn nicht.
Sehr geehrter Dr. Triebel, behalten Sie auch in Ihrem künftigen beruflichen Leben, den Mut, neue Wege zu gehen, behalten sie ihre Fähigkeit, viele Menschen auf diesem Weg mitzunehmen ,bleiben Sie gesund und bewahren sie unbedingt Ihren Humor. Und wenn Sie mal einen schnelleren Erfolg als in der Kommunalpolitik sehen wollen, dann nehmen Sie doch einfach ein Beil und hacken Holz. Ingrid Ehrhardt, Fraktionsvorsitzende Freie Wähler Suhl