Meine Freude nach der letzten Landtagswahl, dass endlich die Alleinherrschaft in Thüringen gebrochen ist, verstehe ich inzwischen selbst nicht mehr. Erst soll die Region zum Nationalpark gemacht werden. Ich kann mich noch gut an die Veranstaltung im Bahnhof Rennsteig erinnern. Staatssekretär und umweltpolitische Sprecherin der SPD wollten uns schmackhaft machen, das Biosphärenreservat zu vergrößern und den Schutzstatus zu erhöhen. Im angedachten Nationalpark wären 75 % der Fläche Kernzone geworden. Naturschutz mit ausgesperrter Bevölkerung.
Jetzt plant ein SPD-geführtes Ministerium genau in die entgegengesetzte Richtung. Ein Pumpspeicherwerk mit Oberbecken direkt neben dem Rennsteig. Solche Pläne können nur Menschen haben, die noch nie mit Wanderschuhen, Mountainbike oder Skiern zwischen Eisenach und Oberhof unterwegs waren. Selbst wenn, durch die rosarote Brille gesehen, irgendwann nach Fertigstellung, das Pumpspeicherwerk sich halbwegs in die Landschaft einfügen würde, die 10-15jährige Bauphase mit entsprechendem Schwerlasttransport fügt dem Tourismus in der Region einen nicht wieder gut zu machenden Schaden zu.
Der zuständiger Minister, Staatssekretär und Bürgermeister, sowie auch das Unternehmen Trianel stammen aus Nordrheinwestphalen. Wo soll da Heimatliebe zum Rennsteig, dem Markenzeichen des Thüringer Waldes, her kommen?
Dass der BUND der Durchschneidung des größten zusammenhängenden Waldgebietes in Thüringen aufgeschlossen gegenüber steht, um damit ein neues Skigebiet am Schneekopf zu verhindern, grenzt für mich an Perversion. Ein Umweltverband sollte sich wirklich zu schade sein, Einzelprojekte zu Lasten der Natur gegeneinander auszuspielen.
Ich kann nur hoffen, dass die gut besuchte, sehr emotionale Veranstaltung in Oberhof den Verantwortlichen zu denken gegeben hat. Die Landesregierung ist für die Interessen der Thüringer, nicht die irgendwelcher Energieunternehmen zuständig. Wenn Trianel Alternativvarianten ungeprüft ablehnt, weil eben mit dem Oberbecken am Rennsteig der Maximalgewinn winkt, dann ist es schlicht und einfach der falsche Investor.
Brigitte Günkel, Vorsitzende Freie Wähler Suhl