Den Parteien SPD und Die Linke muss man ihr Bemühen zu Gute halten, mit den Bürgergesprächen in der Zella-Mehliser Sporthalle "Schöne Aussicht" Sachlichkeit in die aufgeheizte Debatte "Gebietsreform" bringen zu wollen. Nur leider scheint das aber immer weniger zu gelingen. Gleich ob Staatssekretäre aus den Ministerien Fakten und Zusammenhänge benennen, Landtagsabgeordnete sich behutsam bemühen, einen Faden zwischen Zella-Mehlis und Suhl zu weben, oder ein Suhler Oberbürgermeister mit Vergleichszahlen Gewerbe- oder Grundsteuern in Suhl und Zella-Mehlis relativiert oder die finanziellen Aufgaben einer kreisfreien Stadt erklärt, die Frage ist doch, will das eine bestimmte Klientel überhaupt hören?
Mitglieder unseres Vereins Freie Wähler Suhl bzw. der Stadtratsfraktion waren bei beiden Veranstaltungen zugegen. Unser Fazit: Bürgermeister und Stadtrat von Zella-Mehlis sind nicht gewillt, über ihren Tellerrand hinauszublicken. Dabei wird nicht versäumt in den unterschiedlichsten, teils hochmütigen Wortmeldungen Suhl in die Schmuddelecke zu drängen. Mit dieser Borniertheit leistet Zella-Mehlis unserer Region einen Bärendienst.
Frau Neumann, der Freien-Wähler-Kollegin, möchten wir sagen: Bitte verwechseln Sie gute Vorbereitung des Suhler Oberbürgermeisters nicht mit Arroganz. Auf uns hat eher der schlecht vorbereitete Zella-Mehliser Bürgermeister arrogant gewirkt. Seinen angeblich besseren Vorschlag, Zella-Mehlis bleibt eigenständig, Suhl wird Kreisstadt in einem neu zu definierenden Kreis, hat er mit keinem einzigen Argument untersetzt. Uns fällt es schwer, den Versprechungen von Herrn Rossel und Herrn Brodführer zu glauben, der Kreis würde kulturelle Einrichtungen der Stadt Suhl mitfinanzieren. Wir haben es anders erlebt. Als es darum ging, die Suhler Thüringen Philharmonie mitzufinanzieren, kamen nur Absagen. Erinnern möchten wir den Zella-Mehliser Stadtrat auch an die angedachte große gemeinsame Sportstätte. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass eine Großanlage nur auf Suhler Territorium möglich wäre, war es vorbei mit der Gemeinsamkeit.
Anmerken möchten wir noch: Auch wir waren enttäuscht, dass IHK und Handwerkskammer der Einladung nicht gefolgt waren. Gerade Wirtschaft und Handwerk sollten klar Stellung beziehen, auch wenn sie damit nicht all ihren Mitgliedern nach dem Mund reden.
Die Gebietsreform ist ein Ziel der Landesregierung. Will sie dieses Ziel erreichen, muss sie dann aber auch entsprechende Entscheidungen ohne Rücksichtnahme auf lokales Kirchturmdenken oder Befindlichkeiten umsetzen.
Ingrid Ehrhardt, Fraktionsvorsitzende Freie Wähler Suhl
Brigitte Günkel, Vereinsvorsitzende Freie Wähler Suhl