Die Aufregung und Betroffenheit ist stets groß, wenn sich einige junge männliche Asylbewerber in der Stadt, in Geschäften oder in Bussen nicht zu benehmen wissen oder gegen Regeln verstoßen, die jeder andere auch einhalten muss. Die letzten Vorfälle an den Haltestellen der SNG oder in den Bussen waren wieder beredtes Beispiel dafür.
Als SNG-Aufsichtsratsvorsitzende und auch als Stadträtin der Freien Wähler habe ich für derartige Entgleisungen, die übrigens auf Videos festgehalten sind, keinerlei Verständnis. Ich verstehe unsere Busfahrerinnen und Busfahrer, die Angst hatten, die abendlichen Linien zum Friedberg zu bedienen. Auch solche Ängste können sehr schnell zu Depressionen und Traumatisierung führen. Von Zivilcourage und Deeskalation zu reden ist einfach, wenn man selbst nicht betroffen ist.
Es ist gut, dass wir durch schnelles Handeln in der SNG und in der Stadt wieder zu normalen Verhältnissen auf den späten Linien gefunden haben. Mich persönlich beeindruckt hat, dass es seitens Polizei, den Verantwortlichen der Erstaufnahmeeinrichtung, aber auch von den zuständigen Ministerien Unterstützung, Verständnis und Hilfsangebote gegeben hat und gibt.
Dennoch ist längst nicht alles im Lot. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass die Verhältnisse in der Einrichtung auf dem Friedberg nicht so sind, wie sie eigentlich sein müssten. Es fehlt an materieller Ausstattung, an Sozialarbeitern und an so manch anderem. Diese Dinge sind seit Jahren im Land bekannt. Das Land, die zuständigen Ministerien und das Landesverwaltungsamt sind am Zuge, menschenwürdige Verhältnisse in der Erstaufnahmeeinrichtung zu schaffen und die Asylanträge zeitnah zu bescheiden. Unverständlich, dass dies auch unter einer rot-rot-grünen Regierung, die ja immer wieder Hilfsbereitschaft den Geflüchteten gegenüber verkündet, noch nicht gelungen ist und es immer wieder zu derartigen Ausschreitungen wie jüngst in unseren Bussen kommt.
Es ist auch nicht zu verstehen, dass Wiederholungstäter nicht zur Verantwortung gezogen werden, sondern die Anzeigen von der Staatsanwaltschaft immer wieder niedergeschlagen werden. Wir müssen uns stets vor Augen halten: Diese wenigen Randalierer und Kriminellen bringen die große Zahl derer in Misskredit, die sich an die Regeln halten und dankbar sind, dass sie Aufnahme gefunden haben.
Ingrid Ehrhardt, Fraktionsvorsitzende Freie Wähler Suhl - Bündnis 90/Die Grünen