Impuls-Schule Schmiedefeld
Hat sich Thüringens Bildungsminister Holter (Die Linke) schon einmal die Mühe gemacht, Suhl und die Ortsteile Gehlberg, Schmiedefeld und Vesser zu bereisen? Dann hätte er zumindest ein Gefühl für Entfernungen und den ländlichen Raum im Süden Thüringens bekommen können. Schmiedefeld mit seinem traditionsreichen, Ortsbild prägenden Schulgebäude soll auch in Zukunft ein beliebter Schulstandort bleiben. So jedenfalls hat es der Suhler Stadtrat, der sich seit nunmehr drei Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, mit großer Mehrheit beschlossen. Der Beschluss basiert auf dem Thüringer Schulgesetz, welches explizit Möglichkeiten einräumt, dass kleine Schuleinheiten mit einer anderen Schule kooperieren. Suhls Stadtrat hat sich für die Kooperation der Jenaplan-Schule mit der Impuls-Schule Schmiedefeld und der Einrichtung einer Grundschule im Rahmen dieser Gemeinschaftsschule festgelegt.
In unserer Fraktion Freie Wähler/Grüne wuchs zunehmend das Gefühl, dass dieses Schulmodell, das beispielgebend sein könnte auch für andere Einrichtungen im ländlichen Raum, weder vom Bildungsministerium, dem Schulamt, noch von der Suhler Stadtverwaltung die Unterstützung erfuhr, die für Umsetzung und Zukunftsfähigkeit nötig ist. Aber soll sich ein Stadtrat beugen lassen mit den Dauerargumenten – zu wenig Schüler, zu wenig Lehrer, geht nicht! Die Versäumnisse liegen Jahre zurück, wissen wir. Aber was hat die jetzige Landesregierung, die ihre Ministerien mit 120 zusätzlichen Stellen aufgerüstet hat, in den vergangenen Jahren getan, um die Bildungsmisere zu verbessern? Wir hören nur immer von weiterem Lehrerrückgang. Uns ängstigt das. Wo soll das noch hinführen? Wie voll sollen die bestehenden Grundschulen und die Klassen denn gestopft werden? Und wer kann in Zeiten wie diesen schon genaue Prognosen über künftige Schülerzahlen abgeben? Niemand weiß, wie viele ukrainische Kinder beispielsweise in den nächsten Jahren in Suhl beschult werden müssen oder wie viele ausländische Familien mit Kindern sich hier ansiedeln, weil sie in Firmen Arbeit finden?
Wir Freien Wähler/Grüne verstehen den Frust der Eltern aus Schmiedefeld, Vesser und Gehlberg, die 14 Tage vor der Schulanmeldung ihrer ABC-Schützen aus der Zeitung erfahren: Der Suhler Stadtrat war doof, der hat Dinge beschlossen, die nicht umzusetzen sind – zu wenig Kinder und erst recht zu wenig Lehrer und Erzieher! Also Stadtrat jetzt die Rolle rückwärts! ABC-Schützen hinunter in eine Stadtschule! Nichts ist mit den Möglichkeiten, die das Thüringer Schulgesetz bietet. Der Minister hat gesprochen! Uns als Stadträte geht es nicht anders als den Eltern, auch wir haben die Informationen kleckerweise aus Jugendhilfeausschuss, Presse und von der Bürgerinitiative erfahren und uns zusammengepuzzelt. Nun ist am Mittwoch Hauptausschuss. Dieser ist nach Suhler Geschäftsordnung des Stadtrates der federführende Ausschuss in Sachen Suhler Schulnetz. Dort steht der Punkt „Information“ auf der Tagesordnung und ebenso die Festlegung eines Schulbezirkes für die Ortsteile Schmiedefeld, Gehlberg, Vesser. Für die Gehlberger Kinder hieße das dann, eine Dreiviertelstunde unterwegs zu sein bis die Grundschule in Suhl erreicht ist. Am Schülerverkehr soll auch schon emsig gearbeitete werden, hört man so!
Die Frage, die unsere Stadträte bewegt: Sind wir nur Abnicker für andere oder wollen wir unsere Stadt und ihre Ortsteile für die Zukunft lebenswert gestalten? Auf welcher Basis soll sich der Hauptausschuss überhaupt entscheiden? Bislang ist es üblich, dass nicht auf Grundlage mündlicher Informationen eines Ministers entschieden wird, sondern auf Grundlage eines schriftlichen Bescheides und der damit einhergehenden Begründung und Rechtshelfsbelehrung.
Interessieren würde die Mitglieder unserer Fraktion auch, wie viele ausgebildete Pädagogen bislang aus dem Ministerium und seinen bildungsnahen Einrichtungen sowie aus den Thüringer Schulämtern zur zeitweiligen Unterstützung der Lehrer in den gegenwärtigen Schulalltag abkommandiert wurden? Wäre vielleicht ein gutes Signal in Zeiten anhaltender Bildungsmisere...
Ingrid Ehrhardt, Fraktionsvorsitzende Freie Wähler Suhl / Bündnis 90/Die Grünen
Brigitte Günkel, Vereinsvorsitzende Freie Wähler Suhl
Frank Keiner, stellvertr. Fraktionsvorsitzender Freie Wähler