Meinungen
24.02.2011 Hans-Georg Aschenbach in Suhl | Februar 2011
Aufarbeitung der DDR-Geschichte in Suhl zwingend, auch die des Spitzensports
Kann Suhl erleichtert aufatmen? Dr. Hans-Georg Aschenbach, zweimaliger Weltmeister im Skispringen 1974 und Olympiasieger 1976, verzichtet auf die Wiederherstellung seiner 1988 aberkannten Ehrenbürgerschaft. Er habe ja nicht geahnt, was er in Suhl mit dieser Forderung ausgelöst habe. Das sagte er auf dem Podium am 24. Februar 2011 im CCS-Simson-Saal vor 500 Besuchern und wiederholte es bei der Diskussion am 25. Februar im Ringberg Hotel vor 200 Zuhörern. Er habe ja nicht gewusst, dass es diese Ehrung in Suhl gar nicht mehr gibt. Es reiche ihm, wenn sein Foto und seine Erfolge an der Sportler-Ehrentafel im Atrium des CCS einen Platz bekämen. Aber das ist längst erfolgt. Also alles paletti? Wir Suhler Freien Wähler können sehr gut verstehen, dass Dr. Hans-Georg Aschenbach (Freies Wort vom 18. Februar 2011) betrübt darüber ist, dass der politisch-historische Wandel in Suhl an der Rehabilitierung seiner Person vorübergegangen ist. Es ist höchste Zeit, dass sich Suhl auch mit dem Kapitel "Spitzensport in der DDR" auseinandersetzt. Sicher gibt es bei den politischen Kräften der Stadt dazu unterschiedliche Auffassungen, aber ohne kritische Aufarbeitung auch dieses Abschnitts von DDR-Geschichte werden wir unseren Kindern und Kindeskindern Antworten schuldig bleiben müssen.
Die beiden Podien mit Hans-Georg Aschenbach und anderen bekannten Spitzensportlern, die der DDR den Rücken kehrten, waren ein guter Schritt auf dem Weg zur Aufarbeitung dieses Zeitabschnittes. Wahrscheinlich hätten diese Veranstaltungen ohne die 4. Geschichtsmesse der Bundesstiftung zur Aufarbeitung von SED-Diktatur nicht stattgefunden. Die tagte zeitgleich im Suhler Ringberg Hotel. Wer dort Historikern und Betroffenen zuhörte, konnte sehr wohl wichtige Erkenntnisse für seine Meinungsbildung finden. Im Falle Aschenbach verweisen wir auf zwei gute Zeitungsbeiträge: FAZ vom 26. Februar 2011 und Thüringer Allgemeine vom 26. Februar 2011.
Uns Freien Wählern liegt die Aufarbeitung unserer DDR-Geschichte am Herzen, deshalb haben wir 2009, im 20. Jahr des Mauerfalls, eine Spendenbewegung initiiert. So war es möglich, an der Hauptkirche eine Erinnerungstafel "Friedliche Revolution in Suhl" anzubringen. Aufarbeitung bedeutet aus unserer Sicht auch - NICHT VERGESSEN!
Ingrid Ehrhardt, Fraktionsvorsitzende Freie Wähler Suhl
November 2009: Enthüllung der Erinnerungstafel an die Friedliche Revolution 1989 an der Hauptkirche in Suhl. Dabei von den Freien Wählern Erhard Kretschmann, Superintendent i.R. und Grünen-Kommunalpolitikerin Gitta Wurschi. Beide gehörten 1989 zu den Hauptakteuren des friedlichen Umbruchs.